Die Ampel einfach umgeblasen (2010)

Die Ampel einfach umgeblasen

Achtes Flugplatzblasen in Elchingen: Die Startampel hält dem Ansturm aus der Hubschrauberturbine nicht stand

Rennsport-Feeling hautnah erlebten die Besucher beim achten Flugplatzblasen auf dem Elchinger Flugplatz. Der Spaßevent mit rund 250 Startern hat sich in der Zwischenzeit zu einem der professionellsten Beschleunigungsrennen über die Viertelmeile entwickelt. Frieder Knauß aus Aalen war schnellster Motorradfahrer. Highlight des Tages war Gerd Habermanns Dragster, dessen 10 000 PS sogar stärker als die Startampel waren.

Lothar Schell

Alles ist bestens organisiert. Man hat aus der Vergangenheit gelernt und eine Starterzahlbegrenzung eingeführt. Rund 250 Freaks rollen zum Startplatz vor der Stage-Bühne. Oliver Harsch und sein Team sorgen für eine reibungslose Veranstaltung. Einigermaßen Glück hat man auch mit dem Wetter. Morgens ist die Landebahn des Flugplatzes zwar noch leicht eingenässt, aber nachmittags herrschen ideale Bedingungen. Die Viertelmeile für Auto und Motorrad ist überschaubar, man hat gute Sicht, man flaniert auf der Händlermeile und bekommt die Fahrzeuge auf dem Weg zum Start fast zum Anfassen serviert. Und wer sich in Geduld übt und länger auf dem Flugplatzgelände verweilt, kann schon mal dem einen oder anderen Boliden unter die Haube blicken. 15 Starterklassen hat man ausgeschrieben, von 1600 ccm Hubraum bis über 4500 ccm und obendrein gibt es noch die offene Klasse. 150 PS ist der Mindeststandard, rund 50 der gemeldeten Fahrzeuge bringen es auf über 400 PS, einige sind mit über 1000 PS gemeldet.
Ein weiterer Reiz für die vielen Motorsportfreaks ist die Markenvielfalt. Und den Facettenreichtum an Motorrad-Tüftlern sind man auch nicht alle Tage. Jeweils zwei Fahrzeuge starten gegeneinander und da kann es schon mal sein, dass der PS-Schwächere gewinnt, auch wenn klassenintern gestartet wird. "Es kommt auf die Reaktionszeit beim Start an und wie man sein Gefährt auf der 402 Meter langen Strecke beherrscht", meint ein junger Fahrer, der sich nun schon zum sechsten Mal angemeldet hat, um noch einige Zehntelsekunden rauszukitzeln. Dass bei dieser Event-Veranstaltung auch "Otto Normalverbraucher" mitmachen kann und einfach mittendrin im Geschehen ist, verstärkt die Motivation.
Viele sind natürlich einzig und allein wegen der spektakulären Show von Gerd Habermann gekommen. Sein "Funny Car" ist ein Hingucker und hat über 10 000 PS unter der Haube. Um sich am Rennen zu beteiligen, dafür ist er zu schnell. Habermann simuliert einen Start, Feuer- und Rauchwolken meterweit in die Luft, als die Turbine gezündet wird. Die Wucht ist groß, da gibt es kein Halten mehr. Weder für Menschen noch für die Startampel. Der in Fachkreisen so genannte "Christmastree" kippt einfach um. Das Rennen gegen die Ampel hatte eindeutig Habermann gewonnen.
Ersatz wird schnell beschafft, das "Duellieren" geht weiter. "Wer eine Elferzeit schafft, ist schon gut. Wer die Zehn vor dem Komma hat, ist schon superschnell", meint ein Experte am Fahrerzelt. Dort erhalten die Teilnehmer ihren "timeslip" mit sechs verschiedenen Zeiten – Reaktionszeit und Zwischenzeiten inklusive. Oliver Harsch sorgt für eine spektakuläre Driftshow mit seinem E 30 BMW mit M5-Motor.
Hochspannend war der Kampf um den Tagessieg. Marek Seidel aus Berlin in seinem Polo 1 mit 1000 PS schaffte die Viertelmeile als Tagesschnellster in 9,763 Sekunden. Als schnellster Motorradfahrer stellte sich Frieder Knauß aus Aalen in 9,969 Sekunden heraus.

© Schwäbische Post 17.10.2010